Mein 2020: Lieblingskonzerte


Normalerweise liste ich an dieser Stelle immer zehn Konzerte in eher willkürlicher Reihenfolge auf, an die ich mich im jeweils zu Ende gehenden Jahr am liebsten erinnere. Das ist 2020 aus allgemein bekannten Gründen nicht möglich: Corona hat auch im Kulturbereich gewütet; das war alles, nur kein gutes Jahr für Livemusik.

Insofern bin ich dankbar, sowohl am Anfang als auch gegen Ende des Jahres dann doch zwei „relativ normale“ Konzerte erlebt zu haben, lustigerweise auch noch von miteinander befreundeten Musikern. Als Stoppok Anfang März mit seiner Band im pickepackevollen Leipziger Anker aufspielte, bat er noch das werte Publikum für den Fall, dass unter den Anwesenden nachträglich Corona festgestellt wird, doch bitte anzugeben, man sei bei Helene Fischer gewesen, nicht bei ihm … damit er seine Tour noch fertig spielen könnte … Daraus wurde nichts, wenige Tage danach musste Stoppi seine Konzertreise abbrechen – wie so viele andere Künstler*innen auch.

Als dann im Oktober Danny Dziuk und Karl Neukauf im Neuen Schauspiel gastierten, war die Welt eine andere: das Häufchen Publikum saß auf Abstand, man ging mit Maske zum Tresen Getränke holen und die ersten Klänge von Klavier und Gitarre genügten bei mir für Gänsehaut und feuchte Augen – irre, wie sehr mir das alles fehlt, die kleinen Clubs, laute Musik, selbst das Gedränge und von mir aus sogar der immer ein wenig zu groß geratene Vordermann!

Lichtblicke waren auch die Leipziger Abendlobe in der Propsteikirche, die den einen oder anderen Musikgenuss ermöglichten, so konnte ich das Calmus Ensemble und Vocalkonsort Leipzig hören und sehen. Natürlich galt auch hier: Abstand, Masken, höchste Vorsicht. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die vielen Donnerstagabende, an denen ich Woche für Woche mit ein paar Dutzend anderer Fans via stageit.com im Wohnzimmer von Chris Barron in New York zu Gast sein durfte – wir haben ein paar Dollar Trinkgeld in den virtuellen Hut geschmissen; Chris hat uns dafür alte und neue Lieder vorgesungen, über Gitarren und Ukulelen gefachsimpelt und von seinem selbstgemachten Meerrettichvodka geschwärmt. Die „Thirsty Thursday Happy Hour“ war ein wöchentliches Ritual, das einfach gut getan und Spaß gemacht hat.

Gov’t Mule in Torgau, Pinegrove in Hamburg, Bright Eyes in Berlin – die Tickets hängen noch immer ungenutzt an meiner Pinnwand, einige Shows wurden verlegt, andere abgesagt. Frustrierend für den Musikfan, existenzgefährdend für die, die in der Eventbranche arbeiten, komplett nebensächlich wiederum angesichts des Leids und der Trauer, die das Coronavirus in diesem Jahr in so viele Familien gebracht hat. Wenn ich in diesem Jahr meine Lebensqualität mal tatsächlich als spürbar eingeschränkt empfunden habe, dann durch die Abwesenheit von Livemusik – mit echten Bands, mit echten anderen Menschen, zur selben Zeit, am selben Ort, klatschen, mitsingen, über den Sound lästern, noch eine Runde Bier besorgen …

Ich wünsche mir sehr, dass sie bald zurück kommt, die Livemusik. Und dass ich im nächsten Jahr dieser Stelle wieder von wunderbaren Konzertmomenten schwärmen kann. Es müssen ja nicht gleich wieder zehn sein.


Siehe auch:
Lieblingskonzerte 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009.

125 Jahre Propsteichor Leipzig

In diesem Jahr feiert der Chor der Propsteigemeinde St. Trinitatis Leipzig sein 125jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass sollte eine kleine Dokumentation über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Chores entstehen. An dieser habe ich im letzten halben Jahr mitgewirkt – während Elias Gabriel alles Filmische verantwortet hat (Kamera, Schnitt, Ton, Buch) und Claudia Heinze vom Propsteichor (nein, wir sind nicht verwandt :)) das Organisatorische gewuppt hat, durfte ich die Interviews führen, die in der Doku zu sehen sind. Rechtzeitig zum Festwochenende Ende September hatte dieser Film nun Premiere, jetzt ist er für alle auf YouTube verfügbar:

Wie geht’n Beten?

Die Idee war eine Reihe über’s Beten für unser wöchentliches Magazin bei RADIO PSR. Wie geht das, was sollte ich beachten, was, wenn nix „passiert“ oder mir die Worte fehlen oder oder oder. Quasi ein kleiner „Crashkurs“ für Menschen, die das Bedürfnis spüren, dieses „Reden mit Gott“ auszuprobieren, aber nicht genau wissen, wie sie das anpacken sollen.

Schnell war klar, dass ich dafür einen Experten brauchen würde, der einerseits Ahnung von der Materie hat, es aber andererseits auch versteht, dieses Wissen privatfunkgerecht (also kurz, knapp, prägnant, bündig und trotzdem gehaltvoll) zu vermitteln. Schnell war daher Pfarrer Gregor Giele aus der Leipziger Propsteigemeinde der Wunschpartner für diese Reihe. Anfang Januar saßen wir schließlich zusammen und haben uns übers Beten unterhalten. Mit dem Material, das ich mit zurück ins Büro nehmen konnte, war ich sehr zufrieden – Gregors Antworten waren pointiert, fundiert und damit genau richtig für mein kleines Projekt.

Gestern schließlich lief die letzte von insgesamt acht Folgen bei den „Themen, die Sachsen bewegen“. Ich freue mich, dass solche für’s kommerzielle Formatradio ja doch eher ungewöhnlichen Serien und Themenschwerpunkte in dieser Sendung und bei diesem Sender möglich sind und wünsche mir sehr, dass es den einen oder anderen Hörer angeregt hat, „das mit dem Beten“ auch mal selbst auszuprobieren.

Wer mag, kann sich hier die ersten vier Beiträge der Reihe am Stück anhören…

…und hier die letzten vier Folgen unseres „Radio-Grundkurses Beten“: