In der Rubrik „Abenteuer im Beruf“ der gkp-Informationen, der Mitgliederzeitschrift der Gesellschaft katholischer Publizisten Deutschlands e.V., berichten Monat für Monat Mitglieder über ihren Arbeitsalltag in den verschiedensten publizistischen Berufen. In diesem Sommer (Ausgabe 7/2019) sollte ich Auskunft geben über das Abenteuerliche an dem, was ich Tag für Tag als katholischer Kirchenredakteur und Radio-Texter so verzapfe. Warum ich mein Tun mit dem eines Brückenbauers vergleiche, könnt Ihr hier auf der Website der gkp nachlesen (pdf).
Schlagwort: Journalismus
Die GKP hat mir sieben Fragen gestellt
Seit Anfang 2017 bin ich Mitglied in der Gesellschaft katholischer Publizisten Deutschlands e.V. (GKP). Inzwischen habe ich die ersten Treffen miterlebt und schon zahlreiche spannende neue Kontakte innerhalb der Gesellschaft knüpfen können. Für die Maiausgabe der „GKP Informationen“ sollte ich die allmonatlich auf’s Neue gestellten „7 Fragen“ beantworten, was ich gerne getan habe. Wer Interesse hat, kann sich den Artikel als pdf-Datei von der Website der GKP runterladen.
siebenSACHEN vom 4. Januar 2012: Wulff, Guttenberg, Bild. Musiker auf Google+. Sinéad O’Connor. Paul Haggis vs. Scientology. Niels Frevert.
– Wulff und Guttenberg: Sex, Lügen und Mailboxtapes (Malte Welding, malte-welding.com):
Das Einzige, was ein nur zu Repräsentationszwecken existierendes Staatsoberhaupt tun muss, ist, moralische Autorität zu besitzen: Das ist im Falle von Wulff eine lachhafte Vorstellung. […] Das Einzige, was die Presse braucht, um in einem Land, in dem Pressefreiheit herrscht, frei zu sein, ist, sich dieser Freiheit würdig zu erweisen: Way to go.
– Der Wulff, die Medien und die Bigotterie (Don Dahlmann, dondahlmann.de)
– Sinéad O’Connor – Take Off Your Shoes (Vorbote auf das im Februar erscheinende neue Album der Irin):
Weiterer Vorab-Track auf Soundcloud!
– Another tacky divorce, another album full of promise – nothing compares to Sinéad (Hintergründe zu den aktuellen yellow press-Schlagzeilen um Sinéad O’Connor, Ed Vulliamy, guardian.co.uk)
There is a dichotomy in O’Connor’s appeal: that which compels also repels. And that dichotomy was nowhere more strident than during her initially lonely and heroic crusade against sexual abuse and its cover-up within the Catholic Church. By stroking Ireland’s rawest nerve too roughly, O’Connor was reviled, and revered for her bravery. After tearing a picture of Pope John Paul II on American TV, O’Connor was cheered and booed at Madison Square Garden.
– The Musicians Guide to Google + (Ariel Hyatt erklärt, warum Musiker G+ nicht ignorieren sollten, musicthinktank.com)
– „Mich hat einfach interessiert, wie ein Lied von Hermann van Veen ohne rollendes R klingt“ (Songschreiber Niels Frevert im Interview, clubkinder.de):
Meine Hoffnung ist, nicht mehr nebenbei arbeiten zu müssen und mein Ziel, unter meinem Namen mindestens die 10 voll zu machen – jetzt sind wir bei Album Nummer 4.
– The Apostate. Paul Haggis vs. the Church of Scientology (Liest sich wie ein Thriller, ist aber wahr: wie ein Hollywood-Mann nach 34 Jahren von Scientology loskam, Lawrence Wright, newyorker.com):
„I really wish I had found a good therapist when I was twenty-one,” he said. In Scientology, he always felt a subtle pressure to impress his auditor and then write up a glowing success story. Now, he said, “I’m not fooling myself that I’m a better man than I am.“
siebenSACHEN vom 30. Dezember 2011
– Schämt Euch! Eine Litanei zum Jahresende (Florian Felix Weyh, Deutschlandradio Kultur):
Schämt Euch für den Satz „Ich habe ein Recht darauf, dass es mir gut geht“, weil er einschließt, dass es anderen schlechter geht. Schämt Euch, die Kirche als kostenloses Serviceunternehmen anzusehen, das Ihr nicht bezahlen müsst. Schämt Euch, das Ende von „Wetten, dass … ?“ für wichtiger zu halten als das Ende unserer Ölreserven.
– Soziale Kluft: Maria und Josef im Ghetto des Geldes (Was passiert, wenn man die wohlhabendsten Deutschen mit den teuersten Häusern um Hilfe bittet? Henning Sußebach, Die Zeit):
Wir waren nicht so naiv, zu glauben, dass uns irgendein Vorstandsvorsitzender sein Kingsize-Bett aufschüttelte. Wir wären ein scheinheiliges Paar, wenn wir uns ein einfaches Urteil anmaßen würden über die Tatsache, wieder und wieder abgewiesen worden zu sein. Aber über den Ton, in dem das meistens geschah? Und über dieses verbissene Schweigen?
– Journalisten und Greenpeace & Co: Auf der Seite der Guten (Miriam Bunjes über das Verhältnis von Presse und NGOs, evangelisch.de):
„Wir wollen keinen unkritischen Journalismus“, sagt Volker Gassner von Greenpeace. „Ich bin immer unzufrieden, wenn einfach von uns abgeschrieben wird.“ Ein nachrecherchierter Beitrag über ein Greenpeace-Thema sei ein „Glaubwürdigkeits-Filter“ für die NGO, sagt Gassner. „Die Bevölkerung weiß dann, dass sie sich auf unsere Angaben verlassen kann.“
– My Summer at an Indian Call Center (Andrew Marantz, motherjones.com):
„I remember quite well this guy who just called me up and said out of nowhere, ‚You fucking Paki,'“ Arnab told me during a break. „We don’t take those things personally; it’s part of the job. So I just said, very calmly, ‚Yes sir, if I am a Paki, then this Paki would be helping you fix your computer.‘ By the end of the call, he apologized and gave me a five-star feedback rating.“
– The year in media errors and corrections (Craig Silverman, poynter.org)
– Alben des Jahres 2011 (Lukas Heinser, coffeeandtv.de)
– Wenn Schwäche zur Stärke wird. Gedanken zur Losung 2012 (Bischof Jochen Bohl, sonntag-sachsen.de):
Gar nicht selten kann man beobachten, wie Menschen, die sich stark wähnen, geradezu verzweifelt darum kämpfen, das Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Darüber leugnen sie das menschliche Maß und meinen, sie kämen auch ohne Gott zurecht. […] Wer dagegen gelernt hat, die eigene Schwäche zu akzeptieren, weiß um seine Grenzen und hat verstanden, dass wir auf andere angewiesen sind.
In eigener Sache:
Kurz vor Jahresende hab ich mich entschlossen, meiner „siebenSACHEN“-Rubrik neues Leben einzuhauchen. Wenn ich lesens- und teilenswerte Artikel, Texte, Dinge usw. im Internet gefunden habe, veröffentliche ich die Links hier im Blog. Unregelmäßig, wenn’s halt grade passt. Rein tagesaktuelles Zeugs lasse ich hier weg – wer alle Sachen mitlesen will, auf die ich so Tag für Tag im Netz stoße, darf mir gerne bei Twitter und/oder Google+ folgen.
Zum Ende des „Rheinischen Merkurs“
Als vor knapp neun Jahren von heute auf morgen „Die Woche“ eingestellt wurde – ich war begeisterter Abonnent dieser Wochenzeitung und mochte die unkonventionelle Art des Blattes – und mir statt „meiner“ Zeitung plötzlich der „Rheinische Merkur“ aus dem Briefkasten entgegenlachte, war ich entsetzt. Das sollte das Alternativaangebot für Ex-Woche-Leser sein? Der RM?? Offenbar hatte das Blatt aus Bonn die Adressdatei der „Woche“-Abonnenten erstanden und wollte jetzt so viele Leute wie möglich zum „Rheinischen Merkur“ konvertieren. Ich kannte den Merkur gut, nach der Wiedervereinigung verschenkte der Verlag (mithilfe spendenfreudiger Alt-Abonnenten aus dem Westen) massenweise Abos an ostdeutsche Familien und Kirchgemeinden. Und so kam ich schon als Teenager regelmäßig in den Genuss der Wochenzeitung – was sicherlich auch wesentlich zu meinem Entschluss beitrug, später doch lieber „Die Woche“ zu lesen , weil sie halt so anders war als der RM.
„Die Woche“ ist lange Geschichte, inzwischen bin ich seit Jahren Leser der „Zeit“ und habe mich nicht nur an sie gewöhnt, sondern mag sie sehr. Der „Rheinische Merkur“ spielte für mich kaum noch eine Rolle, es gab ihn halt, gelegentlich flatterte mal eine Testausgabe in unsere Redaktion. Vielleicht war ja genau das das große Problem der Wochenzeitung: sie hatte ohne Frage publizistisches Gewicht in Deutschland, als katholische, wertkonservative Stimme. Sie hatte bestimmt auch treue Leser. Nur eben kaum Käufer: in all den Jahren, die ich den RM bewußt mitbekommen und gelegentlich auch gelesen hatte, musste ich ihn mir nicht ein einziges Mal bezahlen, sondern bekam ihn stets hinterhergeworfen.
Jetzt haben die Gesellschafter, darunter maßgeblich die deutschen katholischen Bischöfe, dem RM in seiner bisherigen Form ein Ende gemacht – das Blatt verliert seine Eigenständigkeit, die Bestandsabonnenten bekommen künftig „Die Zeit“ mit einer sechsseitigen Beilage „Rheinischer Merkur – Christ und Welt“. Auch, wenn ich nie ein Fan oder regelmäßiger Leser war: ich finde es bedauerlich, dass der Merkur bald Geschichte ist. Angeblich war die Zeitung einigen Bischöfen zu liberal und ihnen deshalb ein Dorn im Auge. Offiziell begründet man die Einstellung bzw. die Umstrukturierung jedoch mit der fehlenden wirtschaftlichen Perspektive – so hat das Blatt wohl tiefrote Zahlen geschrieben und wurde von der Bischofskonferenz mit mehreren Millionen Euro pro Jahr bezuschusst.
Kam einigen Bischöfen die prekäre finanzelle Lage des Merkurs womöglich gelegen – um dem offenbar als zu „aufmüpfig“ empfundenen Treiben ein Ende zu machen? Wenn das tatsächlich stimmt – ich kann mich nur auf das berufen, was ich bei anderen zum Thema gelesen habe – dann wäre das Ende der Zeitung doppelt traurig.
Zum einen, weil ich es für wichtig halte, dass eine starke, klare und vor allen Dingen seriöse Stimme des konservativen katholischen Deutschlands existiert, auch wenn diese nicht meine eigene Meinung wiedergibt. Das würde die Kirche auch davor bewahren, dass zweifelhafte Fundamentalisten oder Hardliner zu „Lautsprechern“ in der Öffentlichkeit werden. Zum anderen, weil es mich in der Sorge bestärkt, dass meine Kirche in Sachen Öffentlichkeitsarbeit derzeit eher mauert, dichtmacht, schließt und ausschließt, statt Diskurs zu ermöglichen, Diskussionen mitzugestalten und Dialoge zu fördern.
Den Kollegen vom „Rheinischen Merkur“, die jetzt ohne Job dastehen, wünsche ich alles Gute und viel Erfolg beim Finden eines neuen Arbeitgebers. Denen, die die neue „Zeit“-Beilage gestalten, wünsche ich ebenfalls gutes Gelingen für diese sicherlich spannende Aufgabe. Unseren Bischöfen und meiner Kirche hier im Lande wünsche ich mehr Mut zur Debatte und zum Tragen (und manchmal auch Er-Tragen) von Mitchristen, die auch mal anderer Meinung sind.
siebenSACHEN vom 31. März 2010
– Missbrauch I: Sinéad O’Connor ist derzeit Dauergast bei diversen US-Medien (z.B. in der Washington Post)zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche Irlands – wird sie 18 Jahre nach dem „pope incident“ von der öffentlichen Meinung rehabilitiert?
– Missbrauch II: spannendes Dossier zur Odenwaldschule und der Rolle der Medien in der ZEIT der vergangenen Woche.
– Die Medien und der Fall Kachelmann – Bedenkenswertes bei faz.net
– Scientology-Film heute Abend im Ersten: er ist a) dringend nötig, b) filmisch wohl kein Highlight, aber okay und c) hoffentlich der Anstoß zu einer neuen Verbotsdiskussion.
– Sascha von musicheadquarter.de hat vorm Frankfurt-DMB-Konzert Dave Matthews getroffen und ihn interviewt. Die beiden haben u.a. über unveröffentlichte Raritäten und Setlisten gesprochen.
– Die aktuelle EP meiner Band 2zueins! gibts jetzt auch bei Spotify zu hören.
– …und schließlich eine echte bittersweet symphony von Tim Minchin – Not Perfect: