Gemeinsam und doch getrennt (Ökumenische Notizen 2/3)

Eine weitere persönliche Erinnerung zum Thema Ökumene.

Ich war inzwischen einige Jahre älter und besuchte als Jugendlicher hin und wieder das Christliche Friedensseminar in Königswalde bei Zwickau. Seit den siebziger Jahren waren diese regelmäßigen Treffen in der westsächsischen Pampa wichtige Mosaiksteine in der DDR-Opposition, es ging um Gewaltfreiheit, Umweltschutz, Bewahrung der Schöpfung. Auch nach der Wiedervereinigung machte das Friedensseminar weiter, es existiert Gott sei Dank bis heute. Zu den offenen Treffen mit Vorträgen und Diskussionen und Musik kamen viele Aktivisten aus den evangelisch-lutherischen Gemeinden, aber auch Methodisten, Katholiken, Nichtchristen.

Ich habe diese Wochenenden Mitte, Ende der Neunziger als große persönliche Bereicherung im Gedächtnis. Jedoch auch mit einem schmerzhaften Moment: der gemeinsamen Gottesdienstfeier. In Königswalde suchte man nach einer ganz eigenen Art, sowas wie Abendmahlsgemeinschaft herzustellen – der evangelische Pfarrer und der katholische beteten nacheinander das Hochgebet, vor separatem Wein und separatem Brot. Beim Moment des Abendmahls bekamen dann die anwesenden Katholiken den – flapsig ausgedrückt – „katholischen“ Leib Christi, und die Protestanten eben den „evangelischen“.

Keine Ahnung, wie kirchenrechtlich „sauber“ diese gemeinsame Gottesdienstfeier war – ich empfand sie als beklemmend. Mir war durchaus klar, dass das der Versuch war, „alle unter ein Dach“ zu bekommen. Eine gemeinsame Feier. Und eben an den Stellen, wo wir offiziell nicht gemeinsam feiern dürfen, nach Konfessionen aufzuteilen. Doch selten wurde mir klarer, wie schlimm, schmerzhaft, tragisch es ist, dass wir Christen nicht eins sind und, obwohl so viel gemeinsam machbar ist, wir bis heute nicht gemeinsam Abendmahl halten dürfen.

Gleichzeitig waren es Momente wie dieser, die mich zu einem begeisterten „Ökumeniker“ haben werden lassen. So sehr ich meine Heimat, die katholische Kirche, schätze und achte, so wichtig ist mir aber eben auch das Miteinander-Christsein mit „den anderen“ geworden. Ökumene verstehe ich nicht als Option oder als notwendiges Übel, sie ist ein klarer Auftrag: „Alle sollen eins sein!”

Bisher erschienen: Teil 1 – „Junge, bleib katholisch!“
Morgen mach ich mir schließlich ein paar Gedanken zur Zukunft bzw. zum Ist-Stand der Ökumene.