Praktisch irrelevant? Kirche in den sozialen Medien

Im Vergleich mit Marken und Influencern ist der Absender „katholische Kirche“ in sozialen Medien nahezu chancenlos. Und das, obwohl die Sehnsucht nach Sinn, Orientierung, Haltung so groß ist wie nie. Woran liegt`s? Was machen Prada und Kim Kardashian besser als Papst Franziskus?

Darüber habe ich mit dem Kommunikationsexperten Sebastian Kemmler gesprochen. Und der hat ernüchternde Fakten und ein paar gewagte Thesen und Ansätze im Gepäck, was „die Kirche“ anders machen sollte. Dringende Hörempfehlung für alle, die mit Kirche, Medien und Öffentlichkeit zu tun haben, auch über Social Media hinaus: hier anhören (oder bei Spotify, oder bei Google, oder bei Apple…).

Halbzeit im Advent: Freut Euch!

In diesem Jahr erleben wir einen XXL-Advent: brennt die vierte Kerze, dauert es nochmal eine volle Woche bis Weihnachten. Mit dem dritten Adventssonntag an diesem Wochenende ist also gerade mal die Hälfte des Weges geschafft. “Gaudete” heißt der dritte Advent, die Halbzeit, im “Kirchensprech”. Das ist Latein und bezieht sich auf den Ruf, mit dem am Sonntag der Gottesdienst beginnt: “Freut Euch (im Herrn zu jeder Zeit)!” 

Mitten im Advent, in der Zeit des Wartens, steht also eine optimistische, hoffnungsvolle Aufforderung. Noch ist es nicht soweit. Jesus ist noch nicht geboren, Gott noch nicht als Mensch in der Welt. Und was für eine Welt das ist! Kriege hier, Naturkatastrophen dort, Hunger, soziale Ungerechtigkeiten – wie soll ich da zuversichtlich nach vorne schauen? Auch ist diese Freude auf Weihnachten kein magischer Zauberspruch: Hex, hex, ist das liebe Jesulein erstmal da, wird wie von selbst alles gut?! Das funktioniert nicht. 

Mich “zu jeder Zeit im Herrn zu freuen” übersetze ich für mich so: Mach weiter damit, die Welt zu gestalten! Mach sie besser, freundlicher, gerechter; durch dein Leben, dein Tun! Denn du hast guten Grund dazu! Du darfst darauf vertrauen, dass Gott dich dabei nicht allein lässt. 

Für mich ist dieses “Gaudete” die perfekte Motivation für den zweiten Teil meines Weges hin zum Weihnachtsfest. Eine schöne Advents-Halbzeit wünsche ich!

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 9. Dezember 2022 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Auf Friedhöfen das Leben feiern

“Ich gehe gern auf Friedhöfe”, sagte eine Freundin vor vielen Jahren mal zu mir. Wie seltsam. Seit Kindertagen waren Friedhöfe für mich immer traurige Orte: Ich denke dort an Menschen, die nicht mehr leben, die mir fehlen. Friedhof, das hieß für mich früher immer automatisch auch: Tod, Vergänglichkeit, Ende, Aus. 

Lang ist’s her – inzwischen hab auch ich Gefallen an Friedhöfen gefunden und verstehe gut, was Leute wie meine Freundin an ihnen so schätzen.  

Auf so einem Friedhof ist es in der Regel angenehm still. Ich kann also wirklich mal zur Ruhe kommen, meinen Gedanken nachhängen, mich an die erinnern, die mir fehlen. Oder über Probleme nachdenken, die mich gerade im Alltag beschäftigen. Dann sind da natürlich die Gräber. Jeder Grabstein steht für ein Leben, eine besondere Geschichte, eine Liebe! Und zu jedem Grab gehören Menschen, die sich an die Verstorbenen erinnern. Die herbstliche Farbenpracht jetzt im goldenen Oktober ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i bei so einem Friedhofsbesuch. 

Ein Ort, an dem ich Menschen ehre und ihrer gedenke, kann doch kein gruseliger oder nur trauriger Ort sein. Friedhöfe ausschließlich mit Sterben und Tod in Verbindung zu bringen, ist zu wenig. Probieren wir es doch einfach mal aus: jetzt, im Herbst, auf Friedhöfen nicht nur den Tod zu bedenken, sondern … das Leben zu feiern!

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 14. Oktober 2022 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Mein Alltag unter Gottes Segen

Für Menschen, die gern verreisen, gehört vor dem Antritt ihrer Touren häufig ein Reisesegen dazu. Also ein Gebet, in dem sie Gott um eine gute Zeit unterwegs bitten. Das könnte so klingen: Lieber Gott, lass alles gut gehen. Mögen wir sicher ans Ziel kommen und gesund bleiben. Mögen die Autos, Züge und Flugzeuge, in denen wir sitzen, fehlerfrei funktionieren. Mögen wir uns nicht den Magen verderben. 

Reisesegen sind gut und wichtig. Jetzt, da die Sommerferien zu Ende sind und für die meisten von uns wieder Beruf und Schule anstehen, wäre aber vielleicht eine andere Art von Segenswunsch ganz passend. Wie wäre es, wenn ich Gott einfach mal um einen “Alltagssegen” bitte; einen Reisesegen fürs normale Leben quasi? 

Vielleicht so: Gott, gib, dass die Schule heute Spaß macht. Dass die Kolleginnen und Kollegen nett sind und ich die Aufgaben meistern kann, die vor mir liegen. Beschütze die, die ich liebe. Mögen wir gesund bleiben und heute Abend zufrieden ins Bett gehen. 

Wenn ich darauf vertraue, dass Gott mich auf großer Reise beschützt, dann meint er es ganz gewiss auch im Alltag gut mit mir. Ob auf dem Schulweg, beim Einkaufen oder auf dem Weg ins Bürgeramt – möge unser Alltag gesegnet sein, also von Gott begleitet und behütet! 

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 26. August 2022 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Zwischen Ideal und Wirklichkeit

So haben sich Robert Habeck oder Annalena Baerbock das wohl nicht vorgestellt, als sie Wirtschaftsminister und Außenministerin wurden. Modern wollten sie regieren, mit Fokus auf Klimaschutz und Frieden. Jetzt, ein halbes Jahr später? Bestimmt der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine ihre Arbeit. Geht’s um Verteidigung, Waffen, Sanktionen und länger laufende Kohlekraftwerke. 

Da könnte man spitzzüngig fragen: wo ist er denn, Euer Frieden? Euer Klimaschutz? Besonders die Grünen müssen gerade ständig die eigenen Ideale über Bord werfen. Mehr noch: mit manchem, was sie aktuell beschließen, beschädigen sie sogar das, was sie eigentlich als notwendig und richtig erachten. Ein echtes Dilemma! 

Politiker müssen auf die aktuelle Weltlage reagieren. Manchmal steht deshalb das Wohl aller über den eigenen Glaubenssätzen und Prinzipien. Das klingt leichter, als es wohl ist. Ich wünsche mir von Regierenden das, was ich mir auch von meinen Mitmenschen im Alltag erhoffe: dass sie bei Problemen mit mir nach Lösungen suchen, statt untätig auf unverrückbaren Standpunkten zu beharren.

Wirklich funktionieren kann eine Gesellschaft aber nur, wenn ich auch selbst bereit bin, so zu denken und zu handeln – und das nicht von “denen da oben” einfordere.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 1. Juli 2022 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

So Gott will


Drei kleine Worte sagen wir uns in meine Familie immer wieder: „So Gott will“. Wenn wir uns verabschieden und überlegen, wann wir uns wiedersehen: „Nächste Woche, im Garten – so Gott will.“ Wenn wir gemeinsam Pläne schmieden: „Wir fahren im Sommer an die Ostsee, so Gott will“. Wenn wir hoffen, dass etwas gelingt: „Wir schaffen das mit der Pflegestufe für die Tante schon, so Gott will“. 

So Gott will. Nein, damit schiebe ich nicht die Verantwortung für mein Leben „nach oben ab“. Ich bin und bleibe verantwortlich für das, was ich tue. „So Gott will“ ist für mich ein Signal der Hoffnung und der Demut. Ich hoffe, dass unsere geschmiedeten Pläne gelingen und Gutes hervorbringen. Möge Gott seinen Segen dazu geben. Demütig bin ich, weil ich weiss, dass nicht alles in meiner Macht steht. Ich kann noch so viel planen, organisieren – es kann immer was dazwischen kommen. Aber selbst, wenn sich Pläne ändern, kann ich weiter auf Gott vertrauen.

„So Gott will“, das sagen übrigens nicht nur Christen. Muslime kennen das auch: „Inschallah“ – wenn Gott es will. Eine Lebenshaltung, eine Erfahrung von Welt und Gott, die religionsübergreifend funktioniert: Ich kann und soll tun, was in meiner Macht steht. Alles andere – muss, nein, darf ich Gott überlassen. Und darauf vertrauen, dass er es gut mit mir meint.

Also: bis zum nächsten Mal an dieser Stelle – so Gott will!

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 27. Mai 2022 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Zu Gast bei „Himmelklar“

Diese Woche bin ich zu Gast im Himmelklar-Podcast von katholisch.de und Domradio.de. Ich darf über alle möglichen Dinge sprechen, die mir am Herzen liegen: die Arbeit in der RADIO PSR-Kirchenredaktion, über Heldenstadt und Mit Herz und Haltung, den Podcast aus der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. Außerdem: über meine Band 2zueins! und meine Solomusik (Musikprofil bei FB). Ach ja, und auch darüber, warum ich mich gern im Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen engagiere und auf den Katholikentag in Stuttgart freue.

#192 Anne Gidion – Die Prälatin bei der Bundesregierung Himmelklar

Ja, auch die Evangelische Kirche kennt Prälaten. Unter anderem Prälatin Anne Gidion, sie ist als erste Frau Kontaktperson der EKD zur Bundesregierung und zur EU. Wie die Regierung zu den Kirchen steht, weshalb der Ukraine-Krieg auch für sie eine Herausforderung ist und was sie schon mit dem Bundeskanzler besprochen hat, erzählt sie uns im Podcast.

Karfreitag ohne Ende? Nein!

“In diesem Jahr Karfreitag zu begehen, fällt mir sehr leicht. Aber ich hab keine Ahnung, ob für mich dieses Jahr Ostern wird.” Ganz schön traurig, was ein Freund da zu mir gesagt hat. Aber nachvollziehbar. Krieg in der Ukraine, die Auswirkungen der Pandemie, Klima-Bedrohungen, Inflation, das Gefühl, dass gerade alles den Bach runtergeht: wir erleben eine Zeit der Sorgen und Ängste, für manche auch eine Zeit voll Trauer und Wut. 

Gefühle, die für Christen auch zum Karfreitag gehören, zum Erinnern an das Leiden von Jesus. Dem einstigen Hoffnungsträger wurde ein unfairer Prozess gemacht. Das Kreuz, an dem er noch am selben Tag sterben sollte, musste er selbst durch die ganze Stadt Jerusalem schleppen – begleitet vom Spott der Menschen am Wegesrand. Hoffnungslose Zeiten, damals wie heute? Als Christ glaube ich, dass der Karfreitag nicht das Ende der Geschichte ist, sondern dass ich mit der Auferstehung, mit Ostern den Sieg des Lebens über den Tod feiern darf. 

Hmmm …. Also wird hier und heute auch irgendwann alles irgendwie schon wieder gut? Nun, das einfach zu schlussfolgern, wäre wohl töricht, zu kurz gedacht. Mut macht mir diese Hoffnung aber trotzdem: Angst, Tod und Verzweiflung müssen nicht das letzte Wort haben. Ostern zu feiern ist heute vielleicht wichtiger denn je – um Kraft und Zuversicht zu “tanken” für die Herausforderungen unserer Zeit.

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 14. April 2022 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Werkzeug des Friedens sein? Jetzt erst recht!

„Herr, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens!” Dieses Gebet geht mir dieser Tage durch den Kopf. Es wird oft dem Heiligen Franziskus von Assisi zugeschrieben, ist aber erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg in Frankreich entstanden und wurde in den Kriegsjahren international bekannt. 

Damals wie heute drückt es die Sehnsucht nach Frieden aus. Der sollte ja der Normalzustand auf der Welt sein: die Abwesenheit von Gewalt und Unterdrückung. Die Möglichkeit, dass sich alle frei entwickeln können. Diesen “göttlichen” Frieden mitgestalten zu können – darum geht’s in dem Gebet. 

Nun sind aber russische Truppen in die Ukraine eingedrungen, sterben und leiden Menschen, sind Hunderttausende auf der Flucht. Was kann ich einzelner denn da schon groß ausrichten? Ist dieses Gebet doch nix weiter als ein hübscher frommer Wunsch für Friedenszeiten, praxisuntauglich im Krieg?

Ganz und gar nicht. Gerade jetzt kann ich zeigen, was für ein nützliches Friedenswerkzeug ich sein kann! Indem ich auf Anti-Kriegs-Demos gehe. Hilfe mitorganisiere. Geld spende. Bei Friedensgebeten innehalte. Gewiss, nichts davon dürfte den Machthaber im Kreml umstimmen. Aber es zeugt von Mitgefühl und Solidarität. Auch das brauchen die unter dem Krieg leidenden Menschen. 

Herr, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens – und die anderen, die Mächtigen und Starken dieser Welt, bitte, bitte auch. 

Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 4. März 2022 in der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.

Gott will gar nicht viel von mir

Johannes der Täufer war auf 180. Mitten in der Wüste rief er die Menschen zur Umkehr auf. Mit sehr, sehr deutlichen Worten. Bibel-Kostprobe gefällig? „Ihr Schlangenbrut, wie könnt Ihr euch so sicher sein, dass ihr dem Zorn Gottes entkommt?“ 

Der Prediger ist unmissverständlich: wer nicht so lebt, wie Gott das will, für den wird’s ungemütlich. Da wollten die Leute natürlich von Johannes wissen: Was will Gott denn nun genau von uns? Auch hier kriegen sie eine klare Ansage: „Wer zwei Hemden hat, gebe dem, der keines hat, und wer was zu essen hat, der teile mit den Hungrigen.“ Oder in den Worten von Jesus: „Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst“.

All das ist mehr als 2000 Jahre her. Wie krass ist es bitteschön, dass diese eine, einfache Regel immer noch nicht bei allen angekommen ist? Nach wie vor gibt es Kriege, Ungerechtigkeiten, Egoismus, Gewalt … 

Seid lieb zueinander. Macht Euch nicht gegenseitig das Leben schwer. Denkt auch an die anderen. Das ist es doch eigentlich schon. Das braucht es laut Johannes und Jesus für eine bessere, göttlichere Welt. 

Es ist wohl echt so simpel: ich muss mich nur immer mal wieder daran erinnern, kein Mistkerl zu sein und dann versuchen, auch so zu leben. Schon wird die Welt etwas gerechter, wird sie ein wenig mehr so, wie Gott sich das für alle Menschen wünscht. 

Das kann doch nicht so schwer sein, oder?


Hinweis:
Diesen Text habe ich für die Leipziger Volkszeitung geschrieben, in der er am 21. Januar 2022 als Teil der Kolumne “Der Gedanke zum Wochenende” erschienen ist.