10 Brothers Keeper – Todd Meadows
Bei diesem Album drückt man auf Play und fühlt sich sofort „wie zuhause“. Das Trio Scott Rednor, Michael Jude und John Michel ist an sich schon ’ne Ansage: drei gestandene Musiker, die es nach Jahren des Tourens und Backing-Band-für-andere-seins nach Colorado verschlagen hat. Wenn dann aber noch Jono Manson und John Popper dazukommen und mit den dreien ein Album schreiben und aufnehmen, hat man im Handumdrehen DAS Rootsrock-Projekt des Jahres mit gleich fünf bemerkenswerten Frontmännern und – welche Seltenheit – nicht einem einzigen miesen Song.
9 Royal Blood – Royal Blood
Ich glaube, der Erfolg ist den beiden Jungs von Royal Blood selber ein wenig suspekt. Das Bass-und-Drums-sonst-nix-Duo aus England war in diesem Jahr Nummer 1 der britischen Charts und wird im nächsten Jahr diverse Festivals headlinen. Doch in der Tat hat in diesem Jahr nichts härter gegroovt als das Debütalbum der beiden. Songs wie „Out Of The Black“, „Little Monster“ und „Figure It Out“ sind mächtige Hits, und dieser auf’s Wesentliche konzentrierte, harte Sound von Royal Blood ist ein stolzes und gelungenes Statement gegen den auch 2014 in den Charts allgegenwärtigen überproduzierten Bubblegum-Schlager-Pop.
8 Stoppok – Popschutz
Nie und nimmer hätte ich geglaubt, dass es mal eine Stoppok-Platte in meine Jahresbestenliste schafft: so sehr ich seine Konzerte auch liebe, seine Alben waren schon oft zwiespältige Angelegenheiten. Freilich, mindestens eine Handvoll Hammersongs gab’s eigentlich immer, aber halt meistens auch ein paar Stücke, die mir entweder egal oder aber deutlich zu cheesy waren. Nicht so auf „Popschutz“. Hier ist wirklich jeder Track gelungen, die Platte hat einen ganz eigenen, eigenständigen Gesamtsound und Stoppoks aktuelle Band (u.a. mit Keyboarder und Gitarrist Sebel und Schlagzeuger Wally Ingram) ist schlichtweg ein Traum.
7 The New Basement Tapes – Lost On The River
Schon die Geschichte hinter den „New Basement Tapes“ ist toll: Starproduzent bekommt bislang unveröffentlichte Songtexte von Bob Dylan zur Verfügung gestellt, trommelt ein halbes Dutzend Weltklasse-Songwriter zusammen und lässt diese innerhalb von zwei Wochen neue Songs zu den Texten schreiben und aufnehmen. Tatsächlich übertrifft das Resultat die Geschichte noch einmal. Was Jim James, Rhiannon Giddens, Marcus Mumford, Taylor Goldsmith und Elvis Costello da unter der Leitung von T-Bone Burnett aus den 47 Jahre alten Dylan-Lyrics gemacht haben, ist fantastisch und hat das Zeug zum Klassiker.
6 Malky – Soon
Zwei bestens vernetzte Musiker aus dem Raum Mannheim (u.a. gearbeitet als Backingsänger und Songschreiber für Max Herre und Xavier Naidoo) „flüchten“ nach Leipzig, um hier in aller Ruhe und ohne Druck an einer eigenen Platte zu arbeiten. Schnell sprach sich rum, dass Malky live absolut sehenswert sind, und im Sommer 2014 war dann endlich „Soon“ fertig: ein Album zwischen Pop und Soul, zwischen Moderne und Retro-Sounds, das bundesweit für Aufsehen gesorgt hat. Bindeglied zwischen all den verschiedenen Klängen, Einfällen, Samples und Versatzstücken ist die Stimme von Daniel Stoyanov – ein Naturereignis.
5 Sinéad O’Connor – I’m Not Bossy I’m The Boss
Recht überraschend legte Sinéad O’Connor schon in diesem Jahr ein frisches Album vor. „Bossy“ ist der Nachfolger zu „How About I Be Me (And You Be You)“ von 2012 und – und das ist die eigentliche Überraschung – übertrifft diesen Vorgänger noch einmal um Längen. Wurde die Platte von vor zwei Jahren als Rückkehr zur Topform der Sängerin gefeiert, so ist die diesjährige Veröffentlichung nicht weniger als ein Triumph in Sachen Songwriting und Performance. Selten klang Sinéad klarer, selbstbewusster und zwingender als auf „I’m Not Bossy I’m The Boss“.
4 Blake Mills – Heigh Ho
US-Weltklassemusiker liegen dem kalifornischen Gitarristen und Songschreiber seit Jahren zu Füßen, Mills ist gefragter Sessionmusiker und Produzent. „Heigh Ho“ ist sein zweites Soloalbum und beweist eindrucksvoll, warum er so ein hohes Ansehen genießt. Klar, die Songs sind über jeden Zweifel erhaben, die Performances sowieso. Was diese Platte so besonders macht, sind die ungewöhnlichen Arrangements, die den Hörer herausfordern und fordern, aber eben auch überraschen und begeistern.
3 Damien Rice – My Favorite Faded Fantasy
Acht Jahre hat sich Damien Rice für sein drittes Album Zeit gelassen. „O“ und „9“, die Vorgänger, fand ich nett und interessant und so, sie hauten mich aber nie vom Hocker. Völlig anders war das in diesem Jahr bei „My Favorite Faded Fantasy“: vom ersten bis zum letzten Ton packt mich das, was der Ire hier zusammen mit Rick Rubin geschaffen hat. Lieder, deren Melodien sofort im Kopf bleiben, die sich Zeit lassen, um sich zu entwickeln und zu wachsen und die derartig schlau und einfallsreich arrangiert sind, dass man einfach nur applaudieren möchte.
2 Niels Frevert – Das Paradies der gefälschten Dinge
Wie schön, Neues von Niels! Das war mein erster Gedanke, als ich die Ankündigung von „Paradies“ las. Wie bitte, neues Plattenfirma, und dazu der Peter-Fox-Produzent? Waren meine nächsten Gedanken beim Lesen der Presseinfo. Warum sollte es gut sein, dass es Niels Frevert vom liebenswerten Indie Tapete zu Grönland Records, dem gar nicht mal so kleinen Label von Herbert Grönemeyer, zog? Alle Sorgen waren unberechtigt. Was Frevert hier gelungen ist, ist das vielleicht stimmigste Album seiner Solokarriere – opulenter aufgezogen als die letzten beiden Kammerpop-Platten; mit Liedern und Arrangements, die auch an die deutlich rockigeren Zeiten des Ex-Nationalgaleristen erinnern. Daran gibt es nichts, aber auch gar nichts auszusetzen.
1 Conor Oberst – Upside Down Mountain
Während seine Band Bright Eyes im Dornröschenschlaf ruht, kommt Conor Oberst mit seinem dritten Soloalbum um die Ecke. Und das ist derartig schön, unkompliziert, eingängig und reichhaltig, dass es sich mit deutlichem Abstand zu meiner absoluten Lieblingsveröffentlichung des Jahres hochrotiert hat. Conors Musik mag schon mal wütender, lauter oder abgedrehter gewesen sein – auf „Upside Down Mountain“ muss er nichts beweisen, sondern liefert „einfach nur“ einen über jeden Zweifel erhabenen Liederzyklus im Alterative-Country-Gewand ab. Fast schon nebenbei, im Vorbeigehen quasi. Oberst, Du Genie.
Siehe auch:
Lieblingsalben 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2006, 2005, 2004.
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